Beherzte Männer und Frauen gründeten, trotz Vorurteilen und Misstrauen, ja sogar Anfeindungen aus dem Umfeld, im Jahre 1910 eine Sektion der Sozialdemokratie in Niederwerrn. Aus dem Geschäftsbericht der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands- Partei Nordbayerns ist zu ersehen, dass von der Gründung bis Juni 1911 12 Mitglieder- und drei öffentliche Versammlungen abgehalten wurden. Der Mitgliederstand bezifferte sich auf 16, davon 15 Männer und was sehr zu beachten ist für die damalige Zeit, eine Frau. Am 31.03.1913 lag, laut Geschäftsbericht der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands Partei Nordbayerns, die Zahl der Parteimitglieder bei 31, wovon 29 Männer und 2 Frauen waren.
Der Schwerpunkt der politischen Arbeit war von Anfang an die Verbesserung der sozialen Lage der Arbeiter, insbesondere der zahlreichen Industrie-Arbeiter in der immer mehr wachsenden Industrie. Es wäre verfehlt zu glauben, dass die Sozialdemokratie nach dem Ende der Verbotsära 1892 ein ungestörtes Parteileben hätte entfalten können. Überwachung und Unterdrückung gingen weiter. Nach Gründung der hiesigen Sektion und noch Jahre später, waren die Behörden auch bei uns angehalten, " sozialdemokratische Bestrebungen und Umtriebe " , aufmerksam zu beobachten und zu melden. Ein entsprechender Akt mit dem Titel " Vollzug des Gesetzes gegen die gemeingefährliche Sozialdemokratie " aus dem ehemaligen Bezirksamt Ebern, befindet sich im Staatsarchiv Würzburg. Man kann davon ausgehen, dass es solche Akten auch in unserem Bereich gegeben hat. In den Gemeindeparlamenten hatten vornehmlich Ökonomen, Handwerker, Kaufleute und Beamte das Sagen. Ein restriktives Gemeindewahlgesetz machte es der sozialdemo- kratischen Bewegung unmöglich vor dem ersten Weltkrieg an den Ratstischen mitzubestimmen. In den 20er Jahren bis 1933 waren dann immer etliche Sozialdemokraten im Rats- gremium vertreten. Sie mussten allerdings nach der Machtübernahme durch Hitler verschiedene Schikanen über sich ergehen lassen. Unter anderem wurden viele Sozialdemokraten von der SA, auf Lastwagen, in das Gefängnis nach Schweinfurt gebracht, dort verhört und gepeinigt. Namentlich seien der spätere Bürgermeister Richard Büttner ( bis 1968 ) die Gemeinderäte Richard Eller und Franz Witt erwähnt. Sie gehörten schon teilweise in den 20er Jahren dem Gemeindeparlament an. Leider ist aus oben erwähnten Gründen kein schriftliches Dokument von der Gründung bis in das Jahr 1933 vorhanden. Von 1933 - 1945 war der SPD jede politische Arbeit verboten. Im Jahr 1946 wurde, nachdem das Parteiverbot durch die Alliierten aufgehoben war, auch in Niederwerrn die sozialdemokratische Partei erneut ins Leben gerufen. Richard Büttner war schon nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches im Mai 1945 von den Amerikanern als Bürgermeister eingesetzt worden. Von den ersten demokratischen Wahlen ( 1948 ) angefangen, bis zu seinem Tod 1968, wurde Richard Büttner immer wieder zum 1. Bürgermeister von Niederwerrn gewählt.